Höxter (TKu). Lange Schlange vor dem Kreishaus in Höxter während die Kreisspitze gemeinsam mit dem Gesundheitsamt eine Pressekonferenz zu den Coronavirus-Fällen im Kreis Höxter hält: Der Coronavirus ist trotz aller Vorsichtsmaßnahmen längst im Kreis Höxter angekommen, ins Kreishaus darf nur eine bestimmte Anzahl an Menschen hineingelassen werden, die Besucher werden kanalisiert. Die Lage sei dynamisch und jeden Tag anders, sagt Landrat Friedhelm Spieker am Montagmittag in der Aula des Kreishauses bei der Pressekonferenz der Kreisspitze. Der Kreis Höxter hat am Wochenende einen Krisenstab gebildet, der auf jede Veränderung sehr schnell reagieren kann. Ab Dienstag wird es auch einen Diagnosedienst geben, der in begründeten Fällen zu den Patienten hinaus fährt - dazu aber im Text unten mehr.

Bis Samstag war der Kreis Höxter der einzige Kreis in Nordrhein-Westfalen, in dem noch keine Coronavirus-Infektion gemeldet war. Nun ist das anders, seit Samstag gibt es zwei bestätigte Fälle. In Quarantäne sollen sich weniger als 50 Personen befinden. Weil die Lage aber so dynamisch ist, sollen die Quarantäne-Fälle auch nicht mehr genannt werden, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Ronald Woltering. Die Schulen sind seit Montag geschlossen, es sollen aber Betreuungsangebote für Eltern bestehen bleiben, die beruflich bedingt zur Erhaltung der kritischen Infrastruktur beitrügen, erklärt Landrat Friedhelm Spieker. Spieker dankte allen Eltern und auch Veranstaltern, die schweren Herzens große Opfer bringen müssten.

Laut NRW-Erlass werden aber auch noch weitere Maßnahmen getroffen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Für Reiserückkehrer aus Risikogebieten gelten Betretungsverbote in den meisten Gemeinschaftseinrichtungen. Ab dem 16. März sind sämtliche Bars, Clubs, Diskotheken, Theater, Kinos, Fitness-Studios, Saunen, Volkshochschul- und Musikschulen zu schließen. Weiterhin sind Zusammenkünfte in Sportvereinen sowie anderen Sport- und Freizeiteinrichtungen, in Spielhallen und Wettbüros etc. untersagt. Gleiches gilt für das Prostitutionsgewerbe. Strenge Auflagen gelten für Bibliotheken, Restaurants und Gaststätten sowie Hotels für die Bewirtung von Übernachtungsgästen. Weitere Infos dazu gibt es auch im Internet unter: https://www.land.nrw/de/corona-test. Sämtliche Kreistags- und Ausschusssitzungen seien ebenfalls für März abgesagt worden. Das öffentliche Leben sei so eingeschränkt wie nie zuvor. Das sei aber nötig, so Spieker.

Der Kreis Höxter habe sich seit Wochen bereits intensiv auf diese Krise eingestellt, erklärt Landrat Spieker. Daher wird ab Dienstag, den 17. März ein Diagnosedienst der kassenärztlichen Vereinigung aktiv werden, der mit einem Fahrer des Kreises und einem Arzt der kassenärztlichen Vereinigung zu den Verdachtsfällen fährt. Dieses würde aber nur in begründeten Verdachtsfällen erforderlich sein. Betroffene müssen sich zunächst bei ihrem Hausarzt melden, wenn sie Symptome zeigen, der dann eine Einschätzung vornehmen wird. Die Nummer des Diagnosedienstes und eine Überweisung sollen dann Angehörige, Freunde oder Bekannte bei dem Hausarzt abholen, die für den Diagnosedienst benötigt werden, so Dr. Ronald Woltering. Ziel sei es, die Krankenhäuser und niedergelassenen Ärzte und ärztliche Notdienste zu entlasten, so Woltering. Es dürfe auch nicht sein, das Notrufnummern für Fragen von besorgten Bürgern lahm gelegt würden, ergänzte Landrat Friedhelm Spieker. Bei der Kreisverwaltung sei deshalb schon das Telefonnetz ebenso wie im Nachbarkreis Paderborn zum Gesundheitsamt zusammengebrochen. Meist würden irgendwelche Gerüchte herumgeistern, die Unsicherheiten schüren würden, was Ursache der Anrufe sei. Dr. Ronald Woltering beruhigt: Wer sich infiziert hat, dem nütze es nicht, wenn er das wisse. Wer keine Symptome habe, aber aus einem Risikogebiet heimgekehrt sei, der solle den Kontakt zu anderen Personen vorerst einschränken oder besser sich selbst in Quarantäne setzen. Wer Symptome hat, die auf eine Coronavirusinfektion hindeuten, der sollte sich beim Hausarzt telefonisch melden. Wunschuntersuchungen seien völlig unnötig und sogar kontraproduktiv, so Woltering. 

Unnötige Wege und Besuche sollten generell alle Menschen in diesen Tagen und Wochen meiden. Vieles funktioniere heutzutage online, erklärte Spieker und nannte als Beispiel die Internetseite des Kreises, wo beispielsweise für die KFZ-Zulassungsstelle Termine und Wunschkennzeichen online festgelegt werden können. Der Publikumsverkehr zur KFZ-Zulassungsstelle ist momentan kanalisiert, daher auch die Schlange vor der Türe des Kreishauses.

Die Zulassungsstelle in Warburg ist bereits komplett geschlossen worden. Momentan sei das Robert-Koch-Institut der maßgebliche Ratgeber, erklärte der Landrat. Spieker sagte abschließend weiter: „Wir wissen nicht was auf uns zu kommt, aber wir sind gut aufgestellt. Gerüchte gilt es auf jeden Fall entschieden entgegenzutreten und Panik ist auch nicht angebracht“. Alle aktuellen Informationen zum Thema Corona, die den Kreis Höxter betreffen, sind jederzeit auf der Internetseite www.kreis-hoexter.de abrufbar und werden durch die Presseabteilung des Kreises Höxter stetig aktualisiert.

Im europäischen Ausland werden bereits Ausgangssperren verhängt. Deutschland hat am Montagmorgen mit Grenzkontrollen im Norden und Süden begonnen. Hier finden Sie die neuesten Entwicklungen in der Coronavirus-Krise. Bund und Länder haben am Montag weitgehende Schließung von Läden beschlossen, wie nach 16 Uhr bekannt geworden ist.

Zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus soll das öffentliche Leben in Deutschland drastisch eingeschränkt werden. Die Bundesregierung vereinbarte nach eigenen Angaben am Montag mit den Ministerpräsidenten der Länder, dass zahlreiche Geschäfte geschlossen werden sollen. Ausgenommen sind unter anderem Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Drogerien sowie Tankstellen, Banken, Poststellen und der Großhandel. Hier sollen aber Hygiene- und Zugangsauflagen erlassen werden.

Fotos: Thomas Kube