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Donnerstag, 28. November 2024 Mediadaten
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Schlangen/ Bad Driburg (red). Im Herbst 2018 zieht Carsten Tegeler die Notbremse: Zu diesem Zeitpunkt bringt er 246 Kilogramm auf die Waage. Der damals 47-Jährige ist längst nicht mehr arbeitsfähig, kleinste Gehstrecken bringen ihn an die Belastungsgrenze. "Eigentlich ging so gut wie gar nichts mehr. Ich war sofort kurzatmig und bekam Kreislaufprobleme", erinnert sich Carsten Tegeler, der in Oesterholz lebt. Zusätzlich hatte sich bei ihm eine chronische Lungenerkrankung (COPD) entwickelt. Von Bekannten hat Carsten Tegeler vom Adipositaszentrum in Bad Driburg gehört. "Aber ich habe mir lange vorgemacht, dass es schon noch irgendwie geht." Dabei kennt Carsten Tegelers Gewicht schon seit vielen Jahren nur noch eine Richtung: nach oben. 

Übergewicht liegt in der Familie
Er ist der klassische Adipositas-Patient: schon immer übergewichtig, in seiner ganzen Familie gibt es "den Hang" dazu. In seiner Jugend arbeitet er körperlich schwer, das hält sein Gewicht noch in Zaum. Aber als Carsten Tegeler dann zur Büroarbeit umschult und die Bewegung fehlt, kann er es nicht mehr unter Kontrolle halten. Den Rest gibt ihm eine verschleppte Lungenentzündung, die einen dreivierteljährigen Krankenhausaufenthalt zur Folge hat. "Ich lag im Koma, durch das lange Liegen sind Nerven abgestorben und mein Bein wurde geschädigt. Da war es mit der Bewegung ganz aus", erzählt Carsten Tegeler. Das Essen kann er nicht lassen, es ist eine Sucht. "Mein Magen war einfach schon sehr groß und ich hatte immer Hunger. Und dann war da noch der Frust über meine Lebenssituation. Ich habe ständig Snacks zwischendurch gegessen und massig Softdrinks getrunken." 

Gefährliche Begleiterkrankungen
Diesen Teufelskreislauf kennt Carsten Tegelers behandelnder Arzt, Dr. Florian Dietl, bei seinen Patienten nur allzu gut. Als Tegeler mit seinen 246 Kilogramm das St. Josef Hospital in Bad Driburg aufsucht, kommt nur noch eine Magenverkleinerung in Frage. "Gefährlich sind bei einem solchen Gewicht vor allem die Begleiterkrankungen: Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder auch das Schlaf-Apnoe-Syndrom, wie bei Herrn Tegeler. Die Operation ist für viele Betroffene der letzte Ausweg und ein Hilfsmittel, um dauerhaft ihr Leben umzustellen und schlank zu bleiben", weiß Dietl. Um Ostern 2019 bekommt Carsten Tegeler einen Schlauchmagen. Bei diesem Eingriff wird ein Großteil des Magens entfernt, um das Magenvolumen zu reduzieren. Aus dem sackartigen Magen wird ein schlauchförmiger kleiner Restmagen gebildet. So kann nur noch eine geringe Menge an Nahrung aufgenommen werden und ein frühzeitiges Sättigungsgefühl tritt ein. "Empfohlen wird diese Operation meist bei Patienten mit extremer Fettsucht und einem BMI über 50 und vor allem bei jungen Patienten", erklärt Dr. Dietl. "Zusätzlich wird eine geringere Menge des sogenannten Hunger-Hormons "Ghrelin" ausgeschüttet, wodurch sich das Hungergefühl verringert. Auch andere hormongesteuerte Stoffwechselabläufe werden positiv beeinflusst." 

Leben in allen Bereichen verändert
So tritt es auch bei Carsten Tegeler ein. "Ich habe meine festen kleinen Mahlzeiten am Tag und ansonsten gar nicht mehr das Bedürfnis zu essen. Das habe ich in meinem Leben ja auch schon genug getan", lacht er. Im begleitenden Therapiekurs zur Operation hat Tegeler gelernt, wie er sich ernähren und bewegen muss, hat psychologische Betreuung erfahren. Immer noch führt er ein Ernährungsprotokoll, achtet auf genügend Nährstoffe. Dafür sind wegen der geringen Essensmengen noch ein paar Nahrungsergänzungsmittel notwendig. "Aber kein Vergleich zu den vielen Medikamenten, die ich vorher nehmen musste", berichtet Carsten Tegeler. Inzwischen hat er 140 Kilogramm abgenommen. "Mein Leben hat sich in allen Bereichen verändert. Ich habe jetzt eine Umschulung zum Kaufmann für Büromanagement begonnen und jetzt auch wieder die Beweglichkeit, meine Praktika zu absolvieren." Im Sommer bekommt Carsten Tegeler noch seine zweite Haustraffung am St. Josef Hospital und ist dann rundum zufrieden. 


Welt-Adipositas-Tag
Adipositas ist eine chronische Krankheit und muss als solche anerkannt werden. Darauf macht die Deutsche Adipositas-Gesellschaft zum Welt-Adipositas-Tag am 4. März aufmerksam. Damit verwehrt sie sich gegen die Diskriminierung von Betroffenen, denen oftmals ein Mangel an Willenskraft oder Trägheit unterstellt wird. Die Ursachen sind aber wie bei allen chronischen Erkrankungen komplex: Sie können genetisch, psychologisch, soziokulturell, ökonomisch und umweltbedingt sein, so die Adipositas-Gesellschaft. In Deutschland ist derzeit knapp ein Viertel der Bevölkerung von schwerem Übergewicht betroffenen – um die 19 Millionen Menschen. Charakteristisch ist eine exzessive Anreicherung von Körperfett, das zu weiteren Krankheiten führen kann. Adipositas gilt als Risikofaktor und Auslöser für mehr als 60 Folgekrankheiten, allen voran Diabetes und Bluthochdruck. Je nach Schweregrad der Adipositas ist die Lebenserwartung um bis zu zwölf Jahre verkürzt.

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