Würgassen (red). Anlieferung radioaktiver Abfälle an das Endlager Schacht Konrad laut Studie auch ohne Bereitstellungslager möglich.

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales und das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz teilen mit:

Das zuständige nordrhein-westfälische Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales und das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz haben heute die Studie des TÜV Nord zur Anlieferung der radioaktiven Abfälle an das Endlager Schacht Konrad mit und ohne Bereitstellungslager veröffentlicht.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Anlieferung der radioaktiven Abfälle an das Endlager Schacht Konrad grundsätzlich auch ohne ein Bereitstellungslager möglich ist. Die Ergebnisse der Studie zeigen dabei aus Sicht der auftraggebenden Ministerien, dass maßgebliche organisatorische Fragen rund um die Anlieferung radioaktiver Abfälle bislang unbeantwortet sind und großes Optimierungspotenzial vorhanden ist. Das gilt insbesondere für das sogenannte Abrufregime, also die Planung und Koordinierung der Anlieferung von radioaktiven Abfällen an das Endlager Schacht Konrad.

„Wir fordern daher den Bund auf, die offenen Fragen zu klären, das Optimierungspotenzial konsequent auszuschöpfen und darauf aufbauend eine intelligente Gesamtplanung zu etablieren“, sagt Minister Karl-Josef Laumann.

Nach Ansicht der beiden Ministerien müssen hierzu wissenschaftliche Kriterien herangezogen und das Pro und Contra abgewogen werden; hierzu leistet die Studie einen ersten Beitrag: „Mit der heutigen Veröffentlichung der Studie beginnt erstmalig eine transparente und wissenschaftsbasierte Diskussion zu dem Gesamtkomplex der Entsorgungslogistik radioaktiver Abfälle. Der Bund ist nun in der Pflicht und wir freuen uns über den Einstieg in einen transparenten Diskurs”, so Minister Olaf Lies.

Statement des nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Matthias Goeken und des niedersächsischen Landtagsabgeordneten Uwe Schünemann:

„Die Studie des TÜV Nord bestätigt unsere Auffassung, dass ein Bereitstellungslager nicht zwingend erforderlich ist und dass zahlreiche maßgebliche organisatorische Fragen noch nicht geklärt sind. Sogar ein Zweischichtbetrieb im Endlager ist ohne ein Bereitstellungslager möglich. Die Zeitersparnis durch die Investition von rund 1Mrd. € ist daher als äußerst gering anzusehen. Dagegen wird die zusätzliche Belastung von Mitarbeitenden und Bevölkerung durch das Bereitstellungslager größer. Aufgrund dieser Ergebnisse muss das Bundesumweltministerium die Planungen für das Bereitstellungslager in Würgassen stoppen. Insbesondere das Lagerregime in den Zwischenlagern muss endlich wissenschaftlich neu bewertet werden. Die Bundesumweltministerin muss ihre bisherige Blockadehaltung aufgeben und auf Grundlage der von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beauftragten Studie eine wissenschaftlich basierte Lösung für die Einlagerung von radioaktiven Stoffen im Schacht Konrad finden. Wir erwarten, dass der Bund hierzu klar Stellung bezieht.“

Hintergrund

Ein Bereitstellungslager soll laut Aussage der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) ähnlich einem Logistikzentrum die angelieferten Gebinde mit radioaktiven Abfällen aus den Zwischenlagern in Deutschland für eine bedarfsgerechte Anlieferung zum Endlager Schacht Konrad sortieren.

Die Entscheidung darüber, dass die BGZ im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) am Standort Würgassen ein solches Bereitstellungslager für das Endlager Schacht Konrad betreiben will, kam für die Öffentlichkeit, die Behörden und politischen Entscheidungsträger vor Ort und im benachbarten Niedersachsen unerwartet. Weder die Standortauswahl noch die Notwendigkeit des Vorhabens wurden bisher von BMUV und BGZ angemessen begründet. Der Anregung, eine Studie dazu zu beauftragen, folgte das BMUV nicht.

Daher haben die Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen im März 2022 die Studie beim TÜV Nord beauftragt, auf deren Grundlage die Frage der Notwendigkeit eines solchen Bereitstellungslagers betrachtet werden kann. Der Studienauftrag war, anhand wissenschaftlicher Kriterien die Anlieferung der radioaktiven Abfälle an das Endlager Konrad mit und ohne Bereitstellungslager zu bilanzieren. Die Studie hat dafür erstmals die erforderlichen Daten für eine Bilanzierung der Zielgrößen Transportstrecken, Strahlenbelastung und Zeitaufwand zusammengetragen. Basierend auf dieser Datengrundlage und abgeleiteten Rahmenbedingungen wurde ein modellgestütztes Instrumentarium entwickelt, mit dessen Hilfe die Zielgrößen bilanziert wurden.

Die Studie zum Download ist hier zu finden: https://www.mags.nrw/sites/default/files/asset/document/tuev_nord_bilanzierungsstudie.pdf

Bei Bürgeranfragen bitte wenden an: Telefon 0211 855-5.